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Dr. Gregorius Mättig
Gregorius Mättig wurde am 25. September 1585 als Sohn von Franciscus Mättig und seiner Ehefrau
Margarethe Peucker in Bautzen geboren.
Seine Mutter war die jüngste Schwester des Humanisten und Gelehrten
Dr. Caspar Peucer (1525-1602), eines Schwiegersohns des bedeutenden humanistischen Gelehrten
und Reformators Philipp Melanchthon (1490-1560). Mättigs Eltern starben früh während einer
Epidemie.
Gregorius sowie seine Geschwister Johann und Anna wurden von nahen Verwandten aufgenommen
und in ihrer Entwicklung gefördert.
Um eine umfassende Bildung des begabten Gregorius mühte sich insbesondere sein Onkel, der
Bautzener Senator und Stadtbaumeister Johann Peucker.
Nach dem Besuch des städtischen Gymnasiums konnte Gregorius Mättig seine wissenschaftliche
Ausbildung an den Universitäten in Leipzig, Straßburg und insbesondere in Basel genießen.
1610 hatte er in Basel zum Doktor der Medizin promoviert.
Trotz interessanter Angebote, in Basel zu bleiben, ging Mättig nach Bautzen zurück.
1612 übertrug man ihm die Aufsicht über die Apotheken der Stadt, 1617 wurde er Ratsherr sowie
Beisitzer des Hofgerichts in der Hauptstadt der zur Krone Böhmens gehörenden Markgrafschaft
Oberlausitz. Gregorius Mättig fungierte außerdem als einer der Defensoren, die in der Oberlausitz gegenüber
dem Landesherren über die Wahrung der Glaubensrechte der evangelischen Bevölkerung in Bautzen
wachten.
1621 legte er seine öffentlichen Ämter als Zeichen des politischen Protestes nieder.
Mättig erwarb sich mit seinem Wirken als Arzt große Verdienste bei der Seuchenbekämpfung in
Bautzen.
Seit 1613 war er mit Martha Rosenhain (†1637), der Tochter eines wohlhabenden Bautzner
Kaufmanns, verheiratet.
Die Ehe mit Martha Rosenhain, wie auch die zweite Ehe mit Barbara Krantz blieb kinderlos.
Nachdem Bautzen am 2. Mai 1634 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges durch kaiserliche Heerscharen
in Brand gesteckt worden war und zu großen Teilen zerstört wurde, mühte sich Mättig umgehend
die große Not und Armut seiner Mitbürger zu lindern.
Schon 1636 hatten Mättig und seine Ehefrau, die zu den vermögenden Bürgern Bautzens zählten,
im Kamenzer Testament umfangreiche mildtätige Stiftungen verfügt.
Bis an sein Lebensende wurde Mättig Pate bei über 100 Kindern bei deren Geburt er als Arzt tätig
geworden war.
Während Gregorius Mättig in Bautzen sein Haus am Hauptmarkt bewohnte lebte er ab 1640 häufig
auf seinem Gut Meschwitz bei Bautzen.
Nach seinem Tod am 30. März 1650 in Bautzen traten seine Stiftungen in Kraft.
Gespeist wurden diese durch das von Mättig hinterlassene Vermögen, die privaten Sammlungen,
die Einnahmen aus dem Gut Meschwitz, der Mühle in Blösa sowie Zinsen und Rückzahlungen aus
Darlehen an Oberlausitzer Städte und Privatpersonen.
In einer Würdigung Dr. Mättigs schrieb 1916 der Bautzner Stadthistoriker Richard Wilhelm:
„Mättig,..., ein segensreiches Leben, ein Leben voller Arbeit, voller Liebe, voller
christlicher Hingabe.
Von ihm, diesem trefflichen, weit über seine Zeit erhabenen Mann, dem freimütigen Kämpfer
für Wahrheit und Recht, dem Rat und Beistand seiner leidenden Mitmenschen, vornehm in seinem
Handeln, edel in seinem Charakter, von ihm, der Zierde seiner Vaterstadt, gelten noch heutigen
Tages voll und ganz jene Worte, die sein Epitaph in der St. Petrikirche enthält:
’Unsterblich bleibt der Ruhm auch ohne Monument,
Dem Mann - den Budißin durch milde Stiftungen kennt.’“
Weitere Stimmen zu Gregorius Mättig
Johann Christian Bulitius aus Kotitz, 1750
„Es hat Liebe, Huld und Gunst mich an Euren Tisch genommen die aus Mättigs Mildigkeit
Speiß und Tranck 3 Jahre bekomen.
Eben diese große Wohlthat wurde mir auch zugedacht, dadurch vor mich die Sorge meinen
Eltern klein gemacht….
Diese Wohlthat wolle Gott meinen theuersten Patronen und zugleich der ganzen Stadt mit
viel tausend Wohl belohnen.“
Budißinische Nachrichten und Unterhaltungen, 1775
„… der nach mehr als hundert und zwanzig Jahren nach seinem
Tode, noch ein Wohlthäter des menschlichen Geschlechts ist, und es daher mehr verdient,
dass sein Gedächtniß erhalten und erneuert werde, als so viele, die durch nichts als eine
hohe Geburt, oder durch den grossen Posten, den sie zufälliger Weise in der Welt bekleideten,
oder auch durch Verwüstungen, die sie in der Welt angerichtet und durch ihre Laster und
Torheiten berühmt worden. …
Wir schliessen … mit dem innigsten Wunsche, dass Gott unsrer Stadt und Schule noch offt Männer
schenken wolle, die Mättigen gleichen.“
Budißinische Unterhaltungen und Nachrichten, 1777
„Wem sollte nicht der Name eines Mättigs, wenn er nur einige Zeit in denen
Mauern Bautzens gelebt hat, bekannt und erfreulich seyn?
Er ist Wohlthäter, der Erhalter, der Vater so vieler tausend mal tausend, dessen
ruhmvolles presswürdiges Gedächtniß von Enkeln und Kindeskindern durch die spätesten
Jahrhunderte hin verherrlichet wird.
O vergesset nie das Opfer der Dankpflicht…
Manches edele feurige Genie wäre zu der grösten Betrübniß derer Zeitgenossen erstorben,
wenn es Mättigs Wohlthaten nicht aus denen Banden der Betrübniß gerettet.“
Kantor Löschke, 1821
„… besonders da in dem erwähnten Testamente des seel. Dr. Mättig so bedeutende
Hülfsmittel … vorhanden sind, die in Sachsen und unter der Regierung
des …Königs Friedrich August und wären sie auch Jahrhunderte lang nicht beachtet
worden unmöglich länger unbeachtet bleiben können.“
Richard Wilhelm, 1916
„Hunderten dankbarer Stipendiaten des hiesigen Gymnasiums sind im Laufe der
vergangenen Jahrhunderte Mättigs reiche Stiftungen nachmals zum Segen geworden,
und ein solcher, der aus Bautzen gebürtige und später in Marienberg lebende Advokat
Otto Leonhardt war es auch, welcher am 30.April des jahres 1870 ’aus wahrer, inniger
Verehrung’ Mättigs an der Marktseite des Hauses eine Gedenktafel
anbringen ließ…“
Dr. Martin Reuther in „Geschichte des Bibliothekswesens in der
Stadt Bautzen“, 1955
„Die Größe dieses Mannes besteht darin, dass er sein Leben rückhaltlos in den Dienst
der Wissenschaft und der Wohltätigkeit gestellt hat. Erfolgreich als Arzt in der
Seuchenbekämpfung, ist Mättig einer der wenigen Patrizier … der sein ganzes großes
Vermögen restlos durch Stiftungen und Legate den Armen seiner Vaterstadt zukommen lässt.“
Die Stiftungen des Dr. Gregorius Mättig
In dem am 9. Mai 1650 eröffneten Testament Dr. Mättigs waren Stiftungen für folgende Zwecke verfügt:
- Freie Speisung für Schüler des städtischen Gymnasiums, die Mitglieder des evangelischen
Einwohnerchores am St. Petri-Dom waren. Diese kam jährlich 6 bis 20 Schülern zu gute.
1762 wurde die Speisung aufgehoben und in eine Zahlung eines wöchentlichen Geldbetrages
von einem Reichstaler je Schüler umgewandelt.
- Freie Tuchverteilung an mittellose Schüler für deren Kleidung.
- Vergabe von jährlich drei Universitätsstipendien für Nachkommen
aus der Familie des Stifters und begabte, aber mittellose Kinder der Stadt.
- Finanzbeihilfen für die evangelischen Geistlichen des St. Petri-Domes.
- Geldbeträge für Kerzen zur Bestückung des großen Leuchters im St. Petri-Dom.
- Geldbeträge zur Unterhaltung des Grabdenkmals Dr. Mättigs und des von
ihm gestifteten Predigtstuhls im St. Petri-Dom.
- Geldbeträge zur laufenden Unterhaltung und Vermehrung der von Dr.
Mättig der Stadt gestifteten Bibliothek.
- Vergabe von Ehegeldern für mittellose weibliche Nachkommen.
- Vergabe von Lehrgeldern für mittellose männliche Nachkommen.
- Vergabe von Beihilfen für mittellose alte Menschen.
- Vergabe von Weißbrot und Bier für Insassen des Hospitals im Strehlenhaus in Bautzen.
Schließlich sollte der Kurator der Stiftung ein Entgelt erhalten.
Insgesamt waren für diese Zwecke 24.250 Reichstaler festgelegt worden.
Der Hauptteil der Erlöse der Stiftungen kam den Schülern des Gymnasiums der Stadt zu gute.
Hunderte von begabten jungen Menschen erhielten materielle Voraussetzungen, um eine gute
Schulausbildung und Studium genießen zu können. Die jährlichen Auszahlungen erfolgten während eines Schulfestes.
Eine Tradition die bis spät ins 19. Jahrhundert gepflegt wurde und ein Höhepunkt des städtischen
Lebens war.
Betrachtet man die einzelnen Stiftungen, so wird deutlich, dass die Förderung des Nachwuchses,
der Bildung und des geistigen und kulturellen Lebens Hauptanliegen Dr. Mättigs waren.
In einer Zeit des Leides und der Not hat der Stadtarzt und vormalige Ratsherr
Dr. Gregorius Mättig (1585 - 1650) testamentarisch mehrere Stiftungen ins Leben gerufen,
die für Bautzen und seine Bürger, aber auch für ehemalige Bautzener und Bewohner der näheren
oder weiteren Umgebung der Stadt segensreich wirken sollten. Die wohltätigen Stiftungen
Dr. Mättigs haben fast 300 Jahre lang Nutzen verbreitet eh sie,
finanziell durch Inflation und Kriegsfolgen ausgezehrt, in der Folgezeit des 2. Weltkrieges,
die aus ideologischen Gründen vieles nur keinen Bürgersinn schätzte, ihre Tätigkeit einstellen musste.
Die Mättig-Stiftungen gingen 1949 in einer städtischen Sammelstiftung auf.
Die einstige Kraft und Dynamik der Mättig-Stiftungen war verloren.
Die Erlöse der geringen Restmittel der Mättig-Stiftungen kamen aus der städtischen Sammelstiftung
verschiedenen kulturellen Zwecken zu gute.
Mitglieder der Familie Lissack, die selbst zu Nachkommen Gregorius Mättigs gehören, stellten sich
die Frage, ob nicht Sinn und Zweck der Mättig-Stiftungen im Kern zeitlos geblieben sind und ihre
Wiederbelebung ein wichtiges und wünschenswertes Vorhaben sind.
In Gesprächen mit Verantwortlichen der Stadt, der Kreissparkasse, Bürgern und Institutionen wurde
diese immer wieder bejaht und das Ziel einer Wiederbelebung unterstützt.
Die im Stadtarchiv bis heute erhaltenen Dokumente der Stiftungsverwaltungen belegen beeindruckend,
welch große Wirkung die Stiftungen auf die Entwicklung des geistigen Lebens Bautzens insbesondere
im 18. und 19. Jahrhundert hatten. Weitere Zeugnisse des Wirkens Gregorius Mättigs sind bis
heute erhalten.
Die Stadtbibliothek verdankt Mättig ihren bis heute reichen Bestand an historischen Büchern.
Mit den durch das Mättigsche Vermächtnis ermöglichten Inquilinerfreistellen wurde die
städtische Musikpflege nachhaltig gefördert.
Der Petri-Dom wird bis heute durch zwei kunstvolle von Mättig gestiftete Messingkronen
sowie nicht zuletzt durch das Epitaph Dr. Gregorius Mättigs geschmückt. |
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